Flora und Rote Liste von Hessen's Journal

Journal archives for September 2020

29 September, 2020

Erste Erfahrungen mit der "Art des Monats"

Der erste Monat, in dem wir den Fokus auf eine Pflanzenart gelegt haben, ist fast vorbei. Funktioniert die Idee, mit Hilfe von iNaturalist mehr über die Verbreitung von Pflanzenarten in Hessen zu erfahren? Zeit für ein erstes Resumee.
Die älteste Beobachtung von Saponaria officinalis aus Hessen ist bereits 5 Jahre alt. Bis August 2020 waren insgesamt 49 Beobachtungen eingegangen. Dann wurde sie "Art des Monats" und binnen vier Wochen erhöhte sich die Zahl der Beobachtungen auf 77! Das zeigt, die Projektidee wird angenommen. Obwohl wir mit 13 Beobachtern bislang ein sehr kleines Projekt sind und obwohl September nicht mehr die Hauptzeit zur Pflanzenbeobachtung ist, konnten wir die Anzahl der Nachweise deutlich erhöhen. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!
Lässt man sich die Nachweise als Verbreitungskarte anzeigen, erfährt man zweierlei: Einerseits besteht offensichtlich ein Verbreitungsschwerpunkt in Südhessen. Andererseits sieht man aber auch die Aktionsräume unserer Beobachter: Die meisten Beobachtungen erfolgten in der Nähe der größeren hessischen Städte. Das gilt für die Masse der Beobachtungen in unserem Projekt insgesamt, der ländliche Raum ist oft unterrepräsentiert.
Bis wir die Verbreitung der Art in Hessen wirklich abschätzen können, braucht es daher noch etwas mehr. Wir werden Saponaria officinalis in der Saison 2021 weiterhin im Fokus behalten und hoffen, dass möglichst viele Naturalisten Ausflüge und Exkursionen in die ländlichen Regionen unseres Bundeslandes unternehmen, damit wir im Laufe der Zeit ein detaillierteres Bild der Verbreitung bekommen, natürlich nicht nur von Saponaria.
Die Idee funktioniert! Jetzt müssen wir sie nur noch etwas weiter in die Fläche tragen. Vielleicht auch, in dem wir weitere Beobachter gewinnen. Also: Weitersagen!
Euer Zebra

Posted on 29 September, 2020 10:38 by zebra1193 zebra1193 | 0 comments | Leave a comment

Vincetoxicum hirundinaria - Art des Monats Oktober 2020

Der Oktober ist nicht gerade die beliebteste Zeit um Pflanzen zu beobachten, dazu ist es in Hessen merklich abgekühlt. Wer jetzt in der Freizeit nach draußen geht, sucht meistens eher Pilze. Viele einheimische Pflanzen sind nun auch nicht mehr gut zu erkennen.
Trotzdem möchten wir noch eine Art in den Fokus setzen, die natürlich auch in der nächsten Saison weiter gesucht werden darf. Diesmal wird es aber deutlich schwieriger als im Monat September. Denn die ausgewählte Art ist nicht mehr in Blüte zu finden und zudem viel seltener als Saponaria officinalis, die Art des Monats September.
Die Weiße Schwalbenwurz ist aber dennoch im Moment gut an ihren Früchten zu erkennen, wie man bei dieser Beobachtung sieht, die vor wenigen Tagen gemacht wurde: https://www.inaturalist.org/observations/60811717
Mehr zu den Merkmalen hier: http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/xKleineFamilien/vincetoxicum.htm
Die Art wurde ausgewählt, weil sich auf der Karte, die die Verbreitung in Deutschland zeigt, Hessen als heller Fleck abbildet. http://www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=6351
Zwar fehlt die Art auch in anderen Teilen Deutschlands, aber es ist schon auffällig, wie Hessen da hervorsticht. Vielleicht können wir der Karte ja noch einige Fundorte hinzufügen?
Bislang wurde Vincetoxicum hirundinaria 14x auf iNaturalist in Hessen dokumentiert. Ich bin gespannt, ob jemand diese Art findet! Eine schöne Zeit wünscht,
Euer Zebra

Posted on 29 September, 2020 11:03 by zebra1193 zebra1193 | 0 comments | Leave a comment

Nachtschatten - auch spannend im Oktober!

Die Art des Monats Oktober, Vincetoxicum hirundinaria, werden viele Beobachter wahrscheinlich nicht finden, da sie in Hessen relativ selten zu sein scheint. Es gibt aber trotzdem Interessantes zu entdecken.
Jetzt ist die beste Zeit, um sich mit der Gattung Solanum, Nachtschatten, zu beschäftigen. Viele Arten sehen nämlich auf den ersten Blick recht ähnlich aus und sind erst jetzt anhand ihrer reifen Früchte richtig gut zu unterscheiden.
Wer mit Handy oder Kamera auf Nachtschatten-Jagd gehen will, sollte sich vorher am besten die Merkmale ansehen. Denn Übersichtsfotos helfen hier meist wenig. Wichtig sind Nahaufnahmen der Früchte und Kelche, auch Blattform und Behaarung der Stängel sollten möglichst gut zu erkennen sein. Wenn noch Blüten vorhanden sind, ist es natürlich gut, die ebenfalls abzulichten.
Hier kann man sich die Pflanzen und ihre Merkmale im Vorfeld ansehen: http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Nachtschattengewaechse/nacht_ganz.htm

Einen Sonderfall stellt Solanum nigrum s.l. dar. In Deutschland unterscheiden Bestimmungsbücher wie der Rothmaler die Arten Solanum nigrum und Solanum decipiens (so auch im Schlüssel von Blumen in Schwaben). iNaturalist folgt einer anderen Taxonomie, hier ist Solanum nigrum = Solanum nigrum nigrum und Solanum decipiens = Solanum nigrum schultesii. Die Angabe der Unterart ist hier also keine Spielerei sondern macht es möglich die Beobachtungen später den in Deutschland anerkannten Arten zuzuordnen.
In genetischen Arbeiten wurde allerdings kein Unterschied zwischen den Arten festgestellt. Manche Autoren gehen davon aus, dass es nur eine Art mit unterschiedlichen Ökotypen sei, also Solanum decipiens eine Anpassung an sonnigere Standorte. Tatsächlich finden sich manchmal Exemplare, die sich nicht ganz eindeutig zuordnen lassen und in ihren Merkmalen zwischen den beiden Sippen stehen. Andererseits wachsen aber auch gut unterscheidbare Exemplare von nigrum und decipiens manchmal direkt nebeneinander. Hier ist also sicher das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Mit guten Fotos, auf denen die Merkmale gut zu erkennen sind, können wir Daten sammeln, die in Zukunft dazu beitragen können zu klären, wie es sich denn nun mit Solanum nigrum s.l. in Hessen verhält.

Aber auch andere Arten der Gattung sind durchaus interessant. Es gibt einige Neophyten innerhalb der Gattung, die bislang nur wenige Male aus Hessen, vor allem an den Ufern der großen Flüsse, manchmal aber auch auf Brachflächen oder Erdaufschüttungen, nachgewiesen wurden. Da ist noch einiges zu entdecken. Und selbst die altbekannte Tomate gehört in diese Gattung und zeigt sich in den letzten Jahren immer häufiger außerhalb der Gärten.

Euer Zebra

Posted on 29 September, 2020 11:26 by zebra1193 zebra1193 | 0 comments | Leave a comment